"In Indien lebte einst ein heiliger, weißer Elefant. Er wurde von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf geführt, damit das Volk ihn sehen und berühren kann. Eines Tages kam dieser Elefant auch in die Stadt Ghor, die am Benares gelegen ist. Dort wurde er auf den Marktplatz geführt und die Leute liefen zusammen und bestaunten ihn. Da schickten auch die Bewohner eines Blindenhospitals eine Abordnung auf den Marktplatz, die den Elefanten befühlen und dann berichten sollte, was ein Elefant sei. Fünf Blinde machten sich auf zum Marktplatz, tasteten sich dort durch die Menge, fanden zum heiligen weißen Elefanten und bestasteten ihn. Der erste Blinde fühlte das Ohr und dachte bei sich: ein Elefant ist ein riesiges Palmblatt. Der zweite Blinde fühlte den Rüssel und dachte bei sich: ein Elefant ist ein dicker Schlauch. Der dritte Blinde fühlte das Bein und dachte bei sich: ein Elefant ist eine runde Säule. Der vierte fühlte den Schwanz und dachte bei sich: ein Elefant ist ein Pinsel. Und der fünfte fühlte den Körper und dachte bei sich: ein Elefant ist eine mächtige Tonne. Sie gingen zurück ins Blindenhospital und berichteten. Der erste sprach: ein Elefant ist ein riesiges Palmblatt. Der zweite sprach: ein Elefant ist ein dicker Schlauch. Der dritte sprach: ein Elefant ist eine runde Säule. Der vierte sprach: ein Elefant ist ein Pinsel. Der fünfte sprach: ein Elefant ist eine mächtige Tonne. Da gab es große Verwirrung und Streit unter den Blinden, weil der Elefant so verschieden sei, und sie riefen durcheinander: „der Elefant ist ein Palmblatt,…eine Säule,…nein eine Tonne,…ein Schlauch…aber gewiss nicht, ein Pinsel!“ Da sprach Schabor, der weiseste unter den Blinden: „Lasst uns alle auf den Marktplatz gehen und den heiligen Elefanten befühlen, und wenn wir nach Hause kommen, soll jeder sagen, was für ihn der Elefant ist. Und wenn wir alle aufeinander hören und miteinander reden über Elefanten, werden wir am Ende alle gemeinsam und jeder für sich eine Vorstellung davon haben, was ein Elefant wirklich ist.“